Moritz
Piepel

Ein Jahr als Freiwilliger bei der Stiftung Bürger für Münster

Die Stiftung Bürger für Münster war mir als Münsteraner bereits vor meinem Freiwilligen Sozialen Jahr, das ich dort von September 2017 bis August 2018 abgeleistet habe, ein Begriff. Insbesondere hatte ich schon vom Bürgerpreis und dem Bürgerbrunch gehört. Wirklich in Kontakt kam ich mit der Stiftung aber zum ersten Mal, als ich angesprochen wurde, ob ich nicht im Projektteam zur neu zu gründenden Schülerstiftung mitwirken wolle. Nachdem ich bei uns in der Schule einen Aushang zum Freiwilligen Sozialen Jahr sah, bewogen mich die Erfahrungsberichte der ehemaligen Freiwilligen, die durchweg positiv waren, schnell zur Bewerbung für einen der Plätze, den ich dann glücklicherweise auch erhielt.

Kern der Arbeit als Freiwilliger bei der Stiftung Bürger für Münster ist die Projektarbeit, in der man den Projektleitern bei der Organisation und Koordination der Projekte zur Seite steht. Diese gliedern sich grob in zwei Bereiche. Auf der einen Seite unterhalten wir Netzwerk- und Querschnittsprojekte. Hier versuchen wir, andere ehrenamtliche Vereine und Initiativen in ihrer Arbeit zu unterstützen, ihnen neue Engagierte zuzuführen und das Ehrenamt insgesamt stärker in die Öffentlichkeit zu tragen. Auf der anderen Seite finden sich Projekte, in denen sich rund 300 Ehrenamtliche u. a. für Schüler/innen, Senioren/-innen und Geflüchtete engagieren. Ich habe bspw. federführend das BenefizGolfturnier, die Schülerstiftung, den Kalender „Rätselhaftes Münster“ und unser Projekt für minderjährige unbegleitete Geflüchtete in der Einrichtung am Blaukreuzwäldchen betreut. Hier konnte ich mein gesamtes Freiwilliges Soziales Jahr über einmal wöchentlich eine Sportgruppe für die dort untergebrachten Jugendlichen anbieten und betreuen und mich so auch selber ‚konkret‘ engagieren. Bei den Projekten haben Caroline, meine Kollegin, und ich uns aber auch wechselseitig vertreten.

Neben der Projektarbeit fiel insbesondere auch die Öffentlichkeitsarbeit in unseren Aufgabenbereich. So haben wir unsere verschiedenen Internetseiten und unseren Facebook-Auftritt betreut, Pressemitteilungen verfasst und Pressegespräche organisiert. Aber auch darüber hinaus wurde es sehr begrüßt, wenn wir uns mit eigenen Ideen und Arbeitsschwerpunkten einbrachten. Beispielsweise habe ich mit einem Bachelor-Studenten ein Konzept für eine Datenbank entwickelt, um unsere Adressverwaltung neu zu organisieren.

Die Kompetenz, die für all diese Aufgaben entscheidend war, und die ich daher auch weiter ausbauen konnte, ist Selbstorganisation. Das breite Spektrum der Tätigkeiten und das hohe Arbeitsaufkommen während gewisser Phasen machten es nötig, die Aufgaben zu priorisieren, um den Verpflichtungen gegenüber Projektleitern, Ehrenamtlichen und anderen nachzukommen. Die hohe Belastung während dieser Phasen wurde jedoch dadurch abgefedert, dass stets das Angebot bestand, uns zu entlasten, indem Vorstand und Geschäftsführer Aufgaben übernommen haben oder diese aufgeschoben wurden. Insgesamt wurde uns sehr viel Vertrauen entgegengebracht, das sich durch unser eigenverantwortliches Arbeiten noch gesteigert hat.

Doch mein Freiwilliges Soziales Jahr bestand nicht nur aus der Arbeit bei der Bürgerstiftung. Neben unserer Tätigkeit dort habe ich an vier Seminarwochen und sog. freie Bildungstage, die unser Träger organisiert hat, teilgenommen. Die Seminarwochen beinhalteten Workshops zu Themen wie Clownerie, Malerei und Comics und schafften so einen guten Ausgleich zur Arbeit im Büro. Darüber hinaus haben wir die Seminarwochen aber auch zur intensiven Reflexion über unsere Tätigkeit im Freiwilligen Sozialen Jahr genutzt. Insbesondere aber bleiben mir die Seminarwochen in Erinnerung, da man dort die Möglichkeit hatte, eine Woche mit durchweg netten Menschen zu verbringen, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befanden wie man selbst. Unser Träger, die Landesarbeitsgemeinschaft Arbeit Bildung Kultur in NRW e. V. (LAG), hat sich durch die gute Organisation des Freiwilligen Sozialen Jahres ausgezeichnet.

Auch vor dem Hintergrund der Berichte anderer Freiwilliger habe ich zudem die pädagogische Betreuung, die von den stets hilfsbereiten und herzlichen Mitarbeitern der LAG geleistet wurde, sehr wertgeschätzt.

Neben der pädagogischen Betreuung unseres FSJ hat die LAG uns auch zur aktiven Mitgestaltung der Rahmenbedingung unseres Freiwilligendienstes eingeladen. Im Sprechendenrat, der die Interessen der Freiwilligen sowohl nach innen als auch nach außen vertritt, konnte ich als Sprecher für meine Seminargruppe so u. a. an der Bewerbung einer Petition, die ein stark vergünstigtes ÖPNV-Ticket für Freiwillige fordert, mitwirken und sie schließlich dem Vorsitzenden des Petitionsausschusses des Landtages überreichen. Darüber hinaus hatte ich die Möglichkeit, mich als Vertreter des Sprechendenrates der Freiwilligendienste Kultur und Bildung NRW auf Bundesebene mit den Vertretern anderer Sprechendenräte auszutauschen und gemeinsame Anliegen wie bspw. eine Reduzierung der Wochenstundenzahl für Freiwillige gegenüber den Trägern im Trägerverbund formulieren. Die Geschäftsführung und der Vorstand der Stiftung Bürger für Münster haben meine Kollegin Caroline, die ebenfalls im Sprechendenrat engagiert war, und mich in diesen Anliegen stets unterstützt.

Mein Freiwilliges Soziales Jahr werde ich auch daher in guter Erinnerung behalten, dass allen Beteiligten stets auch unsere persönliche, individuelle Entwicklung und unserer weiterer Lebensweg ein Anliegen war. Die Personen, mit denen ich gesprochen habe, waren immer bereit, sich z. B. meine Studienpläne anzuhören, mir Tipps und Hinweise aus ihrer eigenen Erfahrung mitzugeben und von ihren eigenen Lebenswegen zu berichten. Dies empfand ich als sehr bereichernd. Darüber hinaus haben sich mehrere Möglichkeiten für Praktika ergeben, auf die ich im Rahmen meines Studiums zurückkommen kann.

Abschließend hat mein Freiwilliges Soziales Jahr mir einen ganz neuen Blick auf Münster eröffnet, den ich andernfalls nicht erhalten hätte. Ich habe kommunalpolitische Einblicke erhalten, viele spannende Initiativen und Vereine aus dem Stadtgebiet kennengelernt und insbesondere tolle neue Bekanntschaften gemacht. Gerade diese neuen Bekanntschaften haben mich immer wieder aufs Neue motiviert, da die Arbeit mit Ehrenamtlichen, die sich für andere einsetzen, weil es ihnen Freude bereitet, sie also intrinsisch motiviert sind, sehr erfüllend sein kann.